Ich habe Depressionen. Das erkennst du ganz leicht daran, dass ich zumeist auf dem Boden sitze, an die Wand gelehnt, manchmal den überlangen Strickpulli über meine angewinkelten Knie gezerrt und immer den Kopf in verzweifelt-trauriger Pose in die Hände gebettet.

Zumindest wird einem dieses Bild erstaunlich oft vermittelt. Komisch. In Wirklichkeit kenne ich niemanden unter meinen Leidensgenossen, der das so macht. Ich besitze jedenfalls adäquate Möbel und nutze diese wie jeder andere normale Mensch, und überhaupt mache ich vieles genauso wie normale Menschen oder besser gesagt: normale Menschen benehmen sich ganz schön verrückt. Also wie ich.

Nun ist eine Depression in der heutigen Zeit ja nun wirklich nichts Besonderes mehr, und damit mir nicht langweilig wird, habe ich außerdem noch eine Angststörung, namentlich eine “generalisierte”. Das bedeutet, dass sich meine Angst nicht so hübsch übersichtlich auf nur eine bestimmte Sache bezieht, sondern praktisch immer auftritt. Also eben generell.

Vieles an Behandlungen habe ich bereits hinter mir, das meiste war spannend, manches hilfreich, einiges nicht. Alles war wichtig. Und in einen sinnvollen Zusammenhang bringen konnte ich das Gelernte ausgerechnet durch die billigste Therapie aller Zeiten: den Laufsport. Ich mäandere also im Kreis schnaufend durch diese irre Welt und mache mir einen Gedanken nach dem anderen. Bzw. meist mehrere durcheinander. Damit sich den ganzen Sermon niemand ungefragt anhören muss… naja, darum halt dieser Blog.